Gesundheitsmanagement als Teil des Peoplemanagements

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Heute weiss man: Das Arbeitsumfeld ist ein wichtiger Faktor, ob Mitarbeitende krank werden oder gesund bleiben.

Der Umgang mit Krankheit und Gesundheit wird ein zunehmend wichtigeres Thema in Unternehmen. Besonders in Zeiten des Personal- und Fachkräftemangels erhält das Thema «betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)» zusätzlichen Aufschwung und eine gewisse Dringlichkeit. Unternehmen müssen heute mehr denn je auf ein gesundes Umfeld und auf die körperliche und mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden achten.

Eine schnelllebige Arbeitswelt und viele gesellschaftliche Wandel: Was macht das mit der Gesundheit?

Wir leben in einer sogenannten VUCA-Arbeitswelt (unbeständige, unsichere, komplexe und mehrdeutige Welt), die durch den gesellschaftlichen Wandel und die damit einhergehenden Veränderungen entstanden ist. Die entstandenen neuen Arbeitsformen, verstärkte Digitalisierung sowie verändertes Werte- und Führungsverständnis sind derart disruptiv, dass ganze Organisationen und Teams überfordert sind. Dadurch steigt der Druck in den Organisationen und immer mehr Mitarbeitende sind nicht mehr in der Lage dem Tempo zu folgen. Resultat: Jedes Jahr werden Zehntausende Mitarbeitende krank und sind für längere Zeit arbeitsunfähig.

Die Zahlen sind alarmierend hoch: In der Schweiz liegt der Anteil der Arbeitstätigen, die sich am Arbeitsplatz gestresst und emotional erschöpft fühlen erstmals über 30%. Gründe dafür sind die zunehmenden Belastungen rund um den Arbeitsplatz (Stressoren). Somit befindet sich jeder dritte Mitarbeitende im kritischen Bereich und kann die Leistung am Arbeitsplatz qualitativ und quantitativ nicht vollständig erbringen. Mit Konsequenzen für die Wirtschaft und einzelne Unternehmen: Die Produktivität sinkt, die Arbeitsausfälle aufgrund von Krankheit nehmen zu und die Kosten steigen ebenfalls. Zudem müssen die verbleibenden Mitarbeitenden die Ausfälle ihrer kranken Kollegen kompensieren, was häufig wieder zu einer stärkeren Belastung führt – ein Teufelskreis (Quelle: Job-Stress-Index 2022, Gesundheitsförderung Schweiz). Eine weitere Kennzahl schlägt Alarm: Rund 650'000 Arbeitnehmende ziehen aus diesem Grund einen Stellenwechsel in Betracht (Quelle: «Barometer Gute Arbeit» 2022, Travailsuisse). Bei einem derart ausgetrockneten Arbeitsmarkt in vielen Disziplinen sind das keine rosige Aussichten für Arbeitgeber.

Über 30% der Erwerbstätigen in der Schweiz sind am Arbeitsplatz gestresst und emotional erschöpft.

Für die deutsche Gesellschaft für Personalmanagement ist das Thema in der Top-Prioritätenliste der strategischen Handlungsfelder für die HR Management Teams in den nächsten Jahren.

Trotzdem wird in vielen Organisationen hauptsächlich Symptombekämpfung betrieben. Man versucht mit allen Kräften die Leistungsfähigkeit der Organisation und der Mitarbeitenden zu erhalten, anstatt die Ursachen und deren Ursprung zu untersuchen und konkrete Massnahmen umzusetzen, die nachhaltig wirken.

Hier eine Übersicht der wichtigsten Treiber und Faktoren, die die heutige Arbeitswelt massgeblich verändern:

  • Es existiert ein Delta von den aus der Arbeitswelt austretenden Personen (Generation Babyboomer) versus in den Arbeitsprozess eintretenden Personen, welches auf Jahre hinaus negativ bleibt.
  • Das Thema Arbeit und deren Bedeutung wandelt sich in der Gesellschaft. Sinnstiftende Arbeit wird wichtiger. Diese Entwicklung wurde durch die Coronaphase noch verstärkt.
  • Eine älter werdende, arbeitende Bevölkerung (Demografie und Altersstrukturentwicklung) sowie neue Lebens- und Arbeitsmodelle für Familien (Teilzeitjobs, Co-Leading)
  • Eine verstärkte Verschmelzung von Beruf und Familie im Kontext von New Work (neue Freiheiten vs. Vorgegebene Rahmenbedingungen)
  • Neue und andere Formen von Freizeitgestaltung (Sport, Hobbys, Workation, etc.)
  • Die schnelllebige Entwicklung von neuen Technologien am Arbeitsplatz fordert neue Fähigkeiten (Kompetenz-Shift)
  • Entstehung einer noch ausgeprägteren Leistungsgesellschaft durch Digitalisierung
  • Akuter Personal-, Fach- und Kompetenzmangel für aktuelle und neue Branchen- und Berufsbilder
  • Neues Verständnis für Zusammenarbeit, Führung und Entwicklung, flache Hierarchien, Mitbestimmung (Co-Creation-Ansätze), Vertrauenskultur etc.

Komponenten einer nachhaltigen BGM-Strategie

BGM-Strategie Aufbau und Implementierung
– strategische Verankerung im Unternehmen/in der Geschäftsleitung
– Einbezug aller Mitarbeitenden-Ebenen
– periodische Überprüfung der Wirksamkeit und Wirkung mit KPI

Arbeits-, Organisations- & Personalentwicklung
– wertschätzende Unternehmens- und Führungskultur – Personalentwicklung und -förderung
– ergonomische Arbeitsumgebung und -plätze
– Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben

Gesundheitsförderung
– Sensibilisierung für Stress/psychische Gesundheit – Mitarbeiterbefragungen
– Ernährung/Essensgewohnheiten, Bewegung

Care-, Case- & Absenzmanagement
– Absenzmanagement mit Rückkehrgesprächen – Care- und Casemanagement

Warum ist ein systematisches Gesundheitsmanagement für Unternehmen und Organisationen so wichtig?

Neben Mitarbeiterbindung und Mitarbeiter-Suche (Rekrutierung) ist das Thema Gesundheitsmanagement eines der Top-Prioritäten im Jahr 2023 für HR-Abteilungen. Wenn dieses strategisch relevante Thema ignoriert wird, dann verkommt der viel gehörte Slogan «Unsere Mitarbeitenden sind unser wertvollstes Asset.» schnell zur Farce. In der Zukunft müssen sich Unternehmen darauf einstellen, dass sie gewisse Aufträge oder Dienstleistungen nicht mehr bearbeiten können aufgrund von fehlendem Personal. Zudem werden die Kosten rund um das Thema Gesundheit explosionsartig weiter ansteigen (Ausfallkosten und Versicherungsprämien).

Ein pragmatischer 3-Punkte-Plan hilft KMU’s eine gute BGM-Strategie zu entwickeln:

  1. Eine Ist-Aufnahme von Stressoren, z.B. mit dem Job-Stress-Analysis- Tool der Gesundheitsförderung Schweiz und dem Aufzeigen der direkten und indirekten Ausfallkosten, welche im Unternehmen generiert werden
  2. Ein nachfolgender Workshop mit Vertretern aus dem Management, Linie und HR, um die Zahlen, Fakten und Einschätzungen auszuwerten und zu interpretieren
  3. Anschliessend wird eine BGM-Strategie gemeinsam erarbeitet mit entsprechenden Werkzeugen; Schwerpunkt: Organisationsentwicklungsmassnahmen (Resilienz, Führungsverständnis, Zusammenarbeit, Kommunikation) sowie einfache Präventionsmassnahmen wie z.B. Einführung eines präventiven Caremanagements.

Das betriebliche Gesundheitsmanagement wird früher oder später ein integrativer Bestandteil einer zeitgemässen Unternehmensführung und -entwicklung bei KMUs sein. Gesunde und leistungsfähige Mitarbeitende entwickelt sich zunehmend zu einem wichtigen Erfolgsfaktor. Bei manchen Unternehmen ist der Leidensdruck bereits gross genug, um ein umfassendes Gesundheitsmanagement einzuführen. Dazu braucht es einen Business-Case, welcher durch das Human Resources Management und die Abteilung initialisiert werden muss. Weiter sollte für personelle und finanzielle Ressourcen gesorgt sein, denn ein Gesundheitsmanagement ist nicht kostenlos. Wer aber richtig rechnet, stellt jedoch schnell fest, dass die Kosten für ein BGM erheblich niedriger sind, als viele Arbeitsausfälle zu riskieren aufgrund eines nicht vorhandenen Gesundheitsmanagements.

Alexander Beck ist HR- Transformationsspezialist und hat diesen Artikel für HR Today verfasst. Als Geschäftsführer von Beck Human Resources Consulting berät er KMU und HRM-Abteilungen als Sparringspartner in ihrer Weiterentwicklung mit den Schwerpunkten Strategie- und Change-Management.

Ihre Ansprechpersonen:

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Senior Consultant Human Resources & BGM

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+41 79 290 51 25

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alexander.beck@arisco.ch

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